Verbundenheit durch Ehrliches Mitteilen und Zuhören

„Ich möchte gehört werden“ ist den meisten Menschen eine wichtige Säule in ihrem Leben. So drücken wir oft unseren Wunsch aus verstanden und wahrgenommen zu werden. Wirkliches Zuhören ist daher ein wichtiger Baustein für gelungene Kommunikation.

Ehrliches Mitteilen ist eine beeindruckende Methode, die ich dazu vor einiger Zeit erfahren durfte und seitdem regelmäßig praktiziere.
 

Wir sitzen in einem kleinen Kreis von zwei bis fünf Menschen, die sich verabredet haben zuzuhören. Zu Beginn ist drei Minuten Stille, um anzukommen, sich zu sammeln und zur inneren Ruhe zu finden.
Dann bekommt jede Person zehn Minuten Aufmerksamkeit, um nur über folgende Fragen zu sprechen:

Was fühle ich gerade?
Was nehme ich in meinem Körper wahr?
Was sagt mein Kopf?

Zum Beispiel: ich fühle ein Zucken im rechten Arm.
Ich spüre Traurigkeit hochkommen.
Mein Kopf sagt „Warum schauen mich alle so intensiv an?“

Wir lassen alle Interpretationen vollkommen weg, d.h. ohne weshalb, wieso warum, gehen nicht in die Vergangenheit oder Zukunft. So bleiben wir im unmittelbaren Erleben. Es ist wie es ist, jetzt!

Auch danach wird nicht über den Prozess gesprochen.

 

Ich bin beeindruckt, wie stark der Prozess auf mich und die anderen wirkt. Wenn ich zuhöre bin ich wach, empathisch, mitfühlend, weich, ohne zu interpretieren, ohne zu reagieren.

Wenn ich spreche, werde ich die ganze Zeit angesehen, mit voller Aufmerksamkeit wird mir zugehört.

Manch alte Erinnerung, als mir nicht zugehört wurde, wird an die Oberfläche gespült. Der damit verbundene Schmerz kann durch die neuen Erfahrungen in diesem Kreis heilen.

So wurde mir noch klarer, dass Zuhören ein so wichtiger Aspekt in unserer Kommunikation ist. Auch die Pausen, die Stille, das tiefe Atmen und die Art und Weise, wie wir etwas sagen, hat eine große Wirkung auf den Verlauf eines Gesprächs.

 

Gerade wenn wir uns in einem Konfliktgespräch befinden, erhitzen sich die Gemüter sehr schnell und alte Verletzungen tauchen erbarmungslos auf. Deshalb ist es gut, in unserer inneren Vorstellung rechtzeitig ein Stoppschild auftauchen zu lassen, das uns daran erinnert zu atmen, zuzuhören, Pausen zu machen, ruhig und langsamer zu sprechen. Im besten Fall kann so die emotionale Erregung im Gespräch abkühlen und zu einer Verbundenheit führen, die wir vorher nicht für möglich gehalten haben.

 

So habe ich erlebt, dass hinter meinem Ärger eigentlich Trauer steckt - aus der Wunde nicht beachtet worden zu sein. Dann tauchte die Scham auf und als ich alle Gefühle aussprechen konnte, stellte sich eine tiefe Verbundenheit ein.

Es ist also möglich: Wenn wir uns gehört und verstanden fühlen, kann die Identifikation mit alten, schmerzhaften Erinnerungen weichen und durch neue, positive Erfahrungen ersetzt und so geheilt werden.

 

Sabine Saleha Ruck

 

 

 

Bild zur Meldung: © Beth Macdonald auf Unsplash