Ich 2.0 - Kommunikation mit der Zukunft

In meiner Beratungspraxis und aus eigener Erfahrung taucht immer wieder eine gewichtige Frage auf: Wie geht es weiter? Welche Zukunft will entstehen, in meinem beruflichen und persönlichen Leben, in welche Richtung soll und kann ich sinnvollerweise gehen?

Wir fragen nach Antworten, nach Gewissheiten. Das Nicht-Wissen auszuhalten kann ziemlich herausfordernd sein.

Immer wieder gut, wenn wir den Fokus weg von den Begrenzungen hin zu unserem Potenzial lenken. Was will sich in uns, durch uns, mit anderen entfalten? Wie könnte die Version 2.0 von mir aussehen? Manchmal tun wir uns schwer damit, weil uns ein verzerrtes Bild von uns selbst vermittelt wurde. Durch Elternhaus und Schule sind wir auf veraltete Normen konditioniert. Gemessen an einer imaginären Norm ist scheinbar nichts Herausragendes an uns.
 

“Du bist ein Geschenk für die Welt“ – Tich Nhat Hanh


Bis wir uns auf die Suche nach unserer eigentlichen Wesensqualität machen. Was inspiriert und erfüllt uns wirklich, wo ist unsere Löwenkraft? Andere, indigene Kulturen haben uns da einiges voraus. So gibt es in der traditionellen afrikanischen Kultur der Dagara ein Ritual, bei dem ein Kind schon im Bauch der Schwangeren begrüßt wird. Die Ältesten fragen, wozu es gekommen sei, was seine Wesens-Berufung ist, seine Gabe, mit der es auf die Welt kommt. Die Mutter nimmt in einer Art Trancereise Kontakt mit dem Kind auf und bekommt erstaunliche Antworten des Ungeborenen.

In unseren „modernen“ Gesellschaften ist so etwas die Ausnahme. Da dürfen wir froh sein, wenn wir Einzelnen begegnen, die etwas in uns sehen. Oder wir kaufen uns diesen Spiegel ein, buchen ein Coaching für Persönlichkeitsentwicklung und Potenzialentfaltung.
 

„From Ego to Eco”

Ein nächster Schritt ist, über uns hinauszugehen, vom Ich zum Du und zum Wir, in ein gemeinsames Erforschen der Zukunftsmöglichkeiten einzutreten, z.B. mittels Transparenter Kommunikation (nach Thomas Hübl), Circling oder Presencing aus dem U-Prozess von Otto Scharmer. Diese Ansätze untersuchen, wie Individuen, Gruppen und Organisationen das höchste Zukunftspotenzial erspüren und verwirklichen können und: Sie erlauben ein Anwesend-Werden zu tieferen Quellen des Wissens. Über die Konzepte und Erfahrungen der Vergangenheit hinaus, in eine Öffnung zur Gegenwärtigkeit, in der sich eine neue Zukunft zeigen kann. Aus der Vergangenheit kann jeder lernen. Heute kommt es aber darauf an, „aus der Zukunft zu lernen, inspiriert von unserem höchsten Potenzial“ (O. Scharmer). Oder wie Rilke es formuliert: „dass die Zukunft in uns eintritt, um sich in uns zu verwandeln, lange bevor sie geschieht. Und darum ist es so wichtig, still und aufmerksam zu sein.“

Wir können Kontakt aufnehmen zu dem höchsten Potential und unser begrenztes Selbstbild erweitern durch das, „wer ich bin“. Dieses Potenzial ist immer bereits da, es wartet geduldig auf uns, bis wir es endlich wahrnehmen und uns von ihm leben lassen.

 

Andreas Fiedler 

 

 

Bild zur Meldung: Suzanne D. Williams auf Unsplash.com