Die Angst vor Gefühlen

Mir ging es früher so und ich kenne es auch von meinen Klient:innen: Den Widerwillen, sich mit stark unangenehmen Gefühlen auseinanderzusetzen. Aus einer unbewussten Angst heraus gehen wir in den Widerstand, wollen nicht fühlen, nicht tief in uns hineinsehen, es einfach nur nicht mehr haben wollen.

Doch, was machen wir, wenn uns Ohnmacht, Wut, Traurigkeit und Verzweiflung unter ihre Fittiche nehmen und uns überwältigen? Das kannst Du hier nachlesen oder Dir hier in einem kurzen Video ansehen.

 

Besonders zur Zeit sind viele von uns mit starken und überwältigenden Gefühlen konfrontiert. Meist vermischen sie sich mit schmerzhaften Ereignissen aus der Vergangenheit, so dass sie besonders intensiv zu fühlen und zu spüren sind. Sie können richtige Stressauslöser sein, wenn sie dauerhaft anhalten.

Du kannst einen Umgang damit finden, indem du Deinen Gefühlen gegenüber eine annehmende Haltung einnimmst. Lass Dich nicht von der Angst leiten, die Dich vom Hinsehen abhalten will.
“What you resist persists”: Nicht hinzusehen heißt, im Widerstand zu sein und Widerstand löst immer eine Gegenreaktion aus. Je weniger Du ein Gefühl haben möchtest, desto bemerkbarer macht es sich.

 

Folgende Übung kann Dir im Umgang mit überwältigenden Gefühlen helfen:

Nimm Dir einen Moment, in dem Du nicht gestört wirst. Am besten ist es, Du nimmst eine sitzende Meditationshaltung ein.

 

Schließe Deine Augen, wenn Du magst und spüre in Deinen Körper hinein. In die Füße, die Beine, das Gesäß, den Oberkörper, die Arme, bis zum Kopf und dem Gesicht. Tue das in einem ruhigen Tempo. Führe Deine Aufmerksamkeit durch Deinen Körper. Der Atem fließt dabei von ganz alleine. Versuche nichts zu verändern, sondern alles so sein zu lassen wie es gerade ist. Auch das Gefühl, was Du jetzt erforschen möchtest. 

Begegne dem Gefühl mit einer freundlichen, offenen und annehmenden Haltung. Mach Dir bewusst, dass es „nur“ ein Gefühl ist. Erforsche es. Schau, welche Facetten des Gefühls sich eventuell zeigen. Fühle tief hinein und lerne es kennen, wie ein freundliches, Dir wohlgesonnenes Wesen, das nur wahrgenommen werden möchte. Erfahre es mit all seinen Schattierungen aus einer Beobachterposition heraus. Du bist nicht dieses Gefühl! Sondern, da ist dieses Gefühl. Und das ist ok. Nimm es wahr, ohne dabei etwas erreichen zu wollen. 

Finde heraus, wo in Deinem Körper sich das Gefühl befindet. Welche Bereiche spürst Du besonders intensiv? Zur Unterstützung kannst Du Deinen Atem dorthin lenken. Atme in das Gefühl und die Körperbereiche, die damit zusammenhängen, hinein. Ganz neugierig und offen. Heiße alles willkommen, was nun passiert und lass geschehen, was geschieht. Wenn es genug ist, wirst Du es bemerken.

 

Gib Dir dann noch einen Moment, um nachzuspüren.

Wie fühlt sich jetzt Dein Körper an? Was ist anders? Inwiefern hat sich das Gefühl verändert? Wie geht es Dir jetzt?

 

Katharina Höricke

 

 

Bild zur Meldung: © Stefano Pollio auf Unsplash