Deep Work - konzentriert arbeiten

Ich saß auf meinem Lesesessel und bemerkte, dass ich nicht einmal eine Seite des Buches lesen konnte, ohne dabei abzuschweifen. Immer wieder wanderten meine Gedanken nach einigen Sätzen woanders hin, so dass ich viele Sätze mehrmals lesen musste. 

 

War ich früher eine Leseratte, fiel mir das Lesen nun richtiggehend schwer. Um mich davon nicht demotivieren zu lassen, zwang ich mich, weiterzulesen, um mein Gehirn wieder an die Lesetätigkeit zu gewöhnen. 

Die digitale Welt mit ihren schnellen Bildern und den vielen Reizen verändert unser Gehirn und somit unsere Fähigkeit, aufmerksam zu sein. Doch erst, wenn wir uns tief in die Arbeit hineinkonzentrieren, in den Flow kommen, die Zeit vergessen, sind wir am produktivsten und kreativsten. Cal Newport fasst das mit dem Begriff: „Deep Work“ zusammen.

 

Nach seiner Beschreibung in seinem Buch („Konzentriert arbeiten. Regeln für eine Welt voller Ablenkungen“, 2017) ist „Deep Work“ eine berufliche Aktivität, die in Ablenkungsfreiheit ausgeübt wird. So ist es möglich, die geistigen Fähigkeiten voll auszuschöpfen, was eine enorme Leistungsfähigkeit zur Folge hat. 

Menschen bringen es damit zu beachtlichen Ergebnissen. Viele uns bekannte Geister erlangten durch „Deep Work“ ihren Berühmtheitsstatus.

 

Wie ist „Deep Work“ möglich? 

  • Arbeite konzentriert an einem stillen, vielleicht abgelegenen Arbeitsplatz und mache dies zu einem Ritual.
  • Langeweile fördert die Konzentration. Um Dich nicht abzulenken, heiße die Langeweile willkommen! So trainierst Du den Muskel der Konzentration.
  • Vermeide Ablenkung, indem Du den stark abhängig machenden Zerstreuungen wie Fernsehen und Social Media widerstehst. Schon allein der Wunsch danach, die Neuigkeiten zu checken, hindert uns an „Deep Work“.
  • Verschwende Deine Zeit nicht mit seichter Arbeit und plane jede Minute. Überschreite nicht die Grenze von 4 Stunden „Deep Work“ täglich. Erledige die Arbeit mit weniger Tiefe am besten hinterher, nie zwischendurch. Mache zur immer gleichen Zeit Feierabend, bspw. 17:30 Uhr, damit sich Dein Gehirn ausruhen kann.

 

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen „Shallow Work“, also seichter Arbeit, in Abgrenzung zu „Deep Work“ - Arbeit, die eine tiefe Form der Konzentration erfordert, wie beispielsweise beim Schreiben, Programmieren oder Buchhaltung. Seichte Arbeit kann das Beantworten von E-Mails sein oder das Versenden und Formatieren von Dokumenten. 

Ablenkungen, wie auch „Shallow Work“, nehmen uns jedes Mal 15 Minuten des „Work-Flows“, da unser Gehirn 15 Minuten braucht, um sich wieder auf die Tätigkeit, die tiefe Konzentration erfordert, einzustellen. Es macht daher Sinn, die Arbeit zu strukturieren und feste Zeiten für sie festzulegen. Beispielsweise die E-Mails nur vor und nach „Deep Work“ zu checken (wenn das nicht zur primären Arbeit zählen sollte). 

 

Pausen sind genauso wichtig wie das hochkonzentrierte Arbeiten. Ein erschöpfter Geist bringt keine Höchstleistung. Seit mir das bewusst geworden ist, notiere ich auch die Pausen in meinem Kalender. Damit fällt mir auch das Bücherlesen inzwischen wieder leicht!


Katharina Höricke, Coach und Redakteurin der Potsdamer Impulse

 

 

Bild zur Meldung: © Riccardo Annandale auf Unsplash