Nichts muss - Konzentrationsschwäche gesund begegnen

Schon in der Schule  wurden wir ermahnt, uns zu konzentrieren und bei der Sache zu bleiben. Aber was sollten wir tun, wenn die Aufmerksamkeit immer mehr nachließ und das Gesagte nur noch wie ein Rauschen vorbeiflog? Wir waren oft hilflos und schämten uns, wenn die Klassenarbeit dann eine schlechte Note ergab. Lehrer hatten meist kein Handwerkszeug, um uns Schülern bei Konzentrationsschwäche zur Seite zu stehen. 

 

Kinder kompensieren ihre Konzentrationsschwäche, indem sie an den Nägeln kauen, an den Haaren drehen oder aus dem Fenster schauen. Als Kind brauchen wir kompetente Erwachsene, die rechtzeitig und liebevoll die Konzentrationsschwäche der Kinder feststellen und aktive Pausen einlegen. Im Klassenzimmer den Körper schütteln, strecken, recken, gähnen, 2- 5 Minuten reichen meistens aus.


Als Erwachsene brauchen wir ein Bewusstsein dafür, was da gerade vor sich geht. Woran liegt es, dass wir uns auch heute manchmal nicht konzentrieren können? Es gibt - abgesehen von den vielen medialen Ablenkungen -  viele Ursachen wie Schlafmangel, Flüssigkeitsmangel oder psychische Belastungen. Ich möchte eine Ursache herausgreifen: Überforderung durch Leistungsdruck. Wir verbeißen uns in eine Sache und “müssen” bis zum Feierabend fertig werden. Unsere Konzentration lässt immer mehr nach, der Druck in uns erhöht sich. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Nackenschmerzen stellen sich ein. Auch wenn wir wissen, dass manche Aufgaben eine Überforderung für uns sind, wollen wir es aus Angst, Scham und/ oder Stolz nicht eingestehen.

Deshalb machen wir einfach weiter und gehen über unsere Grenzen. Wir fangen an mehr Kaffee zu trinken oder andere Substanzen einzunehmen, um wach und konzentriert zu bleiben. Auf Dauer kostet uns das die Gesundheit und führt nicht selten in den Burnout.

 

Wie können wir zu einem gesunden Umgang mit Leistungsdruck und Konzentrationsschwäche kommen?

Der erste Schritt ist, anzuerkennen und im nächsten Schritt zu akzeptieren, dass der Speicher leer ist und wir eine Pause brauchen. Dafür brauchen wir einen inneren Navigator, der uns hilft, rechtzeitig auf die Bremse zu treten und aus dem Hamsterrad auszusteigen.

 

Diese innere Instanz kann durch Achtsamkeitstraining und ein paar praktische Dinge gestärkt werden:

  • Aktive Pausen, wie z.B. Tanzen, Schütteln, ein Spaziergang
  • das gute alte Mittagsschläfchen (“Powernapping”) und - wie Katharina Höricke schreibt - mehr Mikro-Auszeiten 
  • Atemübungen (z.B. im aktuellen Beitrag von Reina Kamprath)
  • ein Achtsamkeitsgong im Handy, der dich erinnert eine kleine Auszeit zu nehmen
  • eine Tasse Tee in Stille, in einem anderen Raum als deinem Arbeitsplatz.

So können wir neue Strategien entwickeln, um gesund mit Konzentrationsschwäche umzugehen. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir die Konzentration immer wieder auf das Wichtigste lenken: Uns selbst.

 

Saleha Ruck

 

 

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