Heilige Geometrie - auf Unordnung folgt eine Ordnung

In ihren endlos wirkenden Wiederholungen und dem Streben nach Harmonie und Ordnung erkennen wir in der Natur ein eigenes mathematisches System, das auf den Grundlagen des Goldenen Schnitts basiert und unter der Bezeichnung  “Fibonacci-Folge” bekannt ist. Vom Schneckenhaus über die Blume des Lebens bis hin zur Spiralgalaxie findet sich diese „Heilige Geometrie“ im Großen wie im Kleinen.

Es ist beruhigend zu wissen, dass das evolutionäre Prinzip einer zugrunde liegenden Ordnung folgt und das Chaos in unseren Köpfen, in unserem Umfeld, auf dieser Erde und im gesamten Universum dazu führt, die Dinge in einer neuen Ordnung zusammenzufügen. Die daraus resultierende Geburt des Neuen und somit auch Unbekannten, angepasst an das mathematische Prinzip der Natur und des Lebens, lässt mich persönlich aufatmen. Es zeigt mir, dass am Ende des Tages einer Unordnung eine Ordnung folgt.

 

Der erste bekannte Ansatz zur Beeinflussung jeder Art von Unordnung im Ayurveda sind die mantrischen Gesänge, die durch ihre positive, energetisierende Kraft und Wiederholung das Chaos besänftigen und Harmonie herbeirufen. Sie entwickeln nach ayurvedischem Prinzip eine Wirkung auf das unerklärliche mathematische Wunder des Lebens, welches in seiner Vollendung eine Ordnung anstrebt.

 

Betrachten wir eine Fibonacci-Spirale (Fraktale) – sei es ein Romanesco (grüner Blumenkohl), ein Schneckenhaus oder ein Farn – erkennen wir mit bloßem Auge diese unendlichen Wiederholungen von Ordnung.

Durch moderne Verfahren ist es heute möglich, andere Formen von Ordnung und Wiederholung sichtbar zu machen. Man denke nur an das Licht, das seine Botschaft impulshaft an seine Umgebung weitergibt. 

Neben den mantrischen Gesängen finden wir im Ayurveda das Mandala. Es wird in der ayurvedischen Psychotherapie oder spirituellen Therapie – „Sattva Ajaya", dem die manuelle Therapie oder rationale Naturheilkunde gegenübersteht – eingesetzt. Durch ihre kreisförmige Anordnung und das Bemalen immer gleicher Formen, die proportional dem Zahlenwerk der Natur entsprechen, rhythmisieren wir unser Organsystem, unseren Geist und unsere Atmung.

Das Bemalen von Kopf, Händen, Füßen und Bäuchen mit Hennafarbe wird nach indischer Tradition zur Heilung und Verbesserung der Lebensqualität angewandt. Mandalas sollen auch auf unbekannten Pfaden des Lebens eine Harmonisierung der Kräfte bewirken. Im Westen gewinnt das Malen von Mandalas im Bereich der Kunsttherapie zunehmend an Bedeutung.

 

Ich möchte jeden Leser, jede Leserin dazu einladen, die beruhigende, harmonisierende und klärende Kraft der langsamen Wiederholung zu versuchen. Wir finden sie in vielen Tätigkeiten wieder – nicht nur im Malen von Mandalas.

 

In schwierigen Zeiten der Unordnung zaubert mir der Gedanke an den Bolero von Ravel ein Lächeln auf mein Gesicht. Durch seine anschwellenden, wellenförmigen Energien erzeugt er in meinem tiefsten Inneren eine Harmonie der Kräfte – der Heiligen Geometrie des Lebens folgend.

 

Gabriele Oppermann

 

 

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