Mit stiller Kompetenz - Sichtbarkeit für Introvertierte
“80% of success is showing up” - dieses Zitat, das Woody Allen zugeschrieben wird, begleitet mich schon seit vielen Jahren in meiner Coachingpraxis. Was so einfach klingt - dass präsent sein, sichtbar sein, einen Großteil des Erfolgs ausmacht - kann im Einzelfall eine große Herausforderung sein. Gerade eher introvertierte Selbständige und FreiberuflerInnen, die mit Menschen arbeiten – Coaches, TherapeutInnen und Heilberufler – kämpfen mit der Einsicht: Fachlich exzellent zu sein reicht oft nicht aus, wenn niemand weiß, dass es dich gibt. “Kein Schwein ruft mich an…”
Denn viele von uns empfinden Marketing als eher unangenehm und aufdringlich. Wir fühlen uns von der lauten Welt der sozialen Medien schnell überfordert und genervt. Doch wie erzeuge ich Sichtbarkeit? Ohne mich zu verstellen oder ständig präsent zu sein?
Wie kann ich die eigene, eher stille Kompetenz auf stimmige Weise sichtbar machen?
Nachhaltige Strategien für stille Macher
Eine individuelle, nachhaltige Sichtbarkeitsstrategie kann leise und dennoch äußerst effektiv sein. Entscheidend ist, Wege zu wählen, die zur eigenen Persönlichkeit passen und Raum für Qualität und Tiefe lassen. Ein paar Punkte dazu:
• Einfachheit: Was oft übersehen wird: Für die Sichtbarkeit reicht oft eine Information. Es geht nicht um Marketingsprech, sondern um die Bekanntmachung und den Hinweis auf das eigene Angebot. Wie stelle ich sicher, dass ich überhaupt auffindbar bin? Ein Branchen-Eintrag (Google-Maps) mit Bewertungen kann da schon helfen.
• Klare Positionierung und Zielgruppenansprache: Je genauer wir wissen, für wen wir da sind und welche spezifischen Probleme wir lösen, desto leichter werden wir gefunden und weiterempfohlen. Nach dem Prinzip der „Engpasskonzentrierten Strategie“ (EKS) gilt: Nicht der Markt wird erobert, sondern ein klar definierter Engpass gelöst – zielgenau und nachhaltig.
• Kooperation statt Konkurrenz: Besonders im “People-Business” kann die engpasskonzentrierte Kooperationsstrategie enorme Wirkung entfalten. Statt alles allein stemmen zu wollen, können gezielte Partnerschaften helfen, die eigene Reichweite zu erhöhen und gemeinsam den Bedarf der Zielgruppe noch besser abzudecken. Kooperationen mit sog. Zielgruppenbesitzern, also Partnern, die bereits eine Beziehung zu unseren KundInnen aufgebaut haben, können sehr effizient sein.
• Qualität statt Quantität: Lieber weniger Inhalte, dafür echter und relevanter. Ein sorgfältig geschriebener Blogartikel oder ein durchdachter Newsletter können über längere Zeit nachwirken und Vertrauen aufbauen.
• E-Mail-Marketing als Beziehungsarbeit: Ein eigener Newsletter ist eine der nachhaltigsten und unabhängigsten Möglichkeiten, mit Interessenten in Verbindung zu bleiben. Ohne den Druck von Algorithmen können wir hier persönlich schreiben, Expertise teilen und echte Beziehungen aufbauen.
• Eigene Webpräsenz: Eine professionelle Website mit klarem Profil, authentischer Sprache und einer klugen SEO-Strategie wird sie zur stillen, aber wirksamen Botschafterin unserer Arbeit. Da lohnt es sich, etwas Geld in die Hand zu nehmen, um das Ranking zu verbessern.
• Bloggen als Kompetenzbeleg: Ein eigener Blog bietet Raum, komplexe Themen verständlich aufzubereiten. Wer hilfreiche, gut strukturierte Texte anbietet, wird nicht nur als kompetent wahrgenommen, sondern verbessert auch die Auffindbarkeit in Suchmaschinen (SEO).
• Netzwerke pflegen: Empfehlungen sind eine der stärksten Währungen in der Arbeit mit Menschen. Wer sich auf vertrauensvolle Kontakte konzentriert, wird häufig weiterempfohlen – ganz ohne ständiges Eigenmarketing.
• Sichtbarkeit auf eigene Art gestalten: Vielleicht passen Gastartikel, Fachvorträge, Interviews oder Kooperationen besser als tägliches Posten auf Social Media. Oder einen Online-Kongress im Verbund mit anderen veranstalten…
“Showing up”, sichtbar zu sein, bedeutet also nicht, immer lauter zu werden oder sich zu verbiegen. Es bedeutet, die eigene Kompetenz auf authentische Weise zu zeigen, dass sie die Menschen erreicht, die davon profitieren können. Wenn wir uns mit Substanz zeigen, tun wir etwas für das eigene Selbstbewusstsein und erzeugen Resonanz.
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