Mehr als ein Blick: Die Essenz der Schönheit
Schönheit gilt häufig als Schlüssel zu einem gelingenden Leben – sie öffnet Türen, schafft Vertrauen und lässt Menschen leichter Erfolg haben. Doch was genau Schönheit ist, bleibt oft schwer fassbar. Ihre Definition wechselt mit der Zeit, der Mode, den Kulturen und den individuellen Wahrnehmungen. Schönheit ist relativ und kontextabhängig, „liegt im Auge des Betrachters“. Und kein „Auge“ kann jemals völlig objektiv sein, denn es ist immer von Gefühlen, Wünschen und Erfahrungen geprägt. Dennoch gibt es einen kollektiven Instinkt für das, was wir als schön empfinden.
Die Entscheidung des Paris, Aphrodite zur schönsten der Göttinnen zu küren, scheint einen tieferen, zeitlosen Wert zu haben. Schönheit ist nicht nur das, was wir sehen, sondern auch das, was uns berührt – und oft ist es die Liebe, die uns dazu bringt, etwas als schön zu empfinden. Schönheit ist dabei nicht gleichbedeutend mit Perfektion oder Symmetrie; sie ist nicht austauschbar, sondern einzigartig. Häufig sind es gerade die kleinen Makel, die uns als liebenswert erscheinen lassen – das Unvollkommene, das uns verbindet und authentisch macht.
Wirkliche Schönheit geht weit über äußere Erscheinung hinaus - und kann gefährlich sein, wenn sie als Maßstab für den eigenen Wert dient. In einer Welt, die von unzähligen, retuschierten Bildern geprägt ist, kann der Druck, einem Ideal zu entsprechen, tiefgreifende Auswirkungen haben.
Rainer Maria Rilke war sich dessen bewusst, als er schrieb: „Denn das Schöne ist nur des Schrecklichen Anfang.“ Schönheit kann entfremden, uns mit unserem eigenen Mangel konfrontieren und das Gefühl hervorrufen, nicht genug zu sein. In einer Welt, die über Äußerlichkeiten definiert wird, wäre es wirklich „schöner“, wenn junge Menschen ermutigt würden, ihren eigenen Wert zu erkennen, der nicht in äußerlicher Schönheit, sondern in Kreativität und Einzigartigkeit liegt.
In meiner Arbeit als Tanztherapeutin geht es nicht darum, Schönheit im konventionellen Sinne zu suchen. Es gibt weder schön noch hässlich – es geht darum, in Kontakt mit den eigenen Gefühlen zu kommen. Es ist das Gefühl von Lebendigkeit und Präsenz, das uns erfüllt und die Welt schöner erscheinen lässt. Schönheit, die von innen kommt, kann Trost spenden und uns stärken. Sie ist ein Weg zu einem tieferen Verständnis von uns selbst, jenseits von Vergleich und äußeren Bewertungen. Schönheit, die uns nährt, ist die, die uns in unsere eigene, unverwechselbare Kraft führt.
Katja F.M. Wolf
Heilpraktikerin für Shiatsu, CranioSacrale Therapie, Tanz- und Körperpsychotherapeutin.
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