Widerstand - der Held in uns
Widerstand ist ein komplexer, manchmal störrischer, manchmal stärkender Begleiter auf unserem Lebensweg. Er kann uns schützen, aufrichten und herausfordern. Er ist der innere Held, der uns gegen die Widrigkeiten des Lebens verteidigt, gegen ungerechte Autoritäten, gesellschaftliche Erwartungen, Diskrimininierung und Kränkung. Er kann uns auch gegen Unbequemes und Ungeliebtes wappnen.
Schon als Kind war mein Widerstand entfacht. Ich kämpfte gegen elterliche Vorstellungen von richtig und falsch. In der Schule erhob ich meine Stimme und schwamm oft gegen den Strom. Das war nicht immer einfach, doch mein Trotz wirkte wie eine Art Schutzschild gegen den Anpassungsdruck.
Widerstand gibt Schutz und Kraft
Psychologisch betrachtet ist Widerstand eine Schutzreaktion unseres Systems. Wenn wir mit Situationen konfrontiert werden, die unsere Überzeugungen, Werte oder unser Selbstbild bedrohen, reagiert unser Geist oft mit einem „Nein, das ist nicht richtig!“ und „Ich lasse mich nicht unterkriegen!“ Dies ist kein Zeichen von Sturheit, sondern ein Überlebensmechanismus, der uns vor emotionalem Schmerz, Demütigung oder Kontrollverlust bewahren will.
Widerstand kann ein Zeichen von Selbstbestimmung sein. Er zeigt, dass wir unsere Grenzen kennen und für unsere Rechte sowie die anderer eintreten. Man könnte sagen, Widerstand ist eine klare Ansage an die Welt: „Hier bin ich, mit mir könnt ihr das nicht machen und meine Meinung ist relevant!“
Im Laufe der Jahre wurde mein Widerstehen zu einer Kraftquelle.
Gegen Menschen, die ihre Macht ausspielten, konnte ich mich immer wieder wehren, mal mit Worten, mal mit stiller Entschlossenheit oder durch eine Aktion. Widerstand wurde zu einem Teil von mir, der mich antrieb, immer wieder für das einzustehen, was mir wichtig war.
Widerstand und Hingabe
Widerstand kann jedoch auch zur Falle werden und sich in einer festgefahrenen Haltung von Trotz ausdrücken. Dann wird es schwer, sich für neue Gedanken zu öffnen. Es ist dann, als wäre unser innerer Held schwerhörig oder taub. Es bedarf einer beständigen Einsicht und Innenschau, um zu erkennen, wo der innere Widerstandsheld uns im Weg steht. Manchmal braucht es Impulse von außen, um seine festen Gewohnheiten, Prägungen und Verletzungen aufzuspüren. Dann beginnen wir zu verstehen, wann er wenig hilfreich ist.
Immer noch kann ich mancherlei trotzigen Widerstand im Alltag als Schutzmuster in mir wahrnehmen. Anstatt immer wieder „heldenhaft“ gegen äußere Widrigkeiten oder innere Irritationen anzukämpfen, versuche ich dann, eine Haltung der Akzeptanz und des Loslassens zu entwickeln. Die zum Vorschein kommenden unbehaglichen Emotionen von Ärger, Unsicherheit oder Schmerz müssen nun nicht verdrängt oder bekämpft werden, sondern ich versuche sie zu akzeptieren. Dabei verneige ich mich vor dem inneren Helden. Und versuche aktiv, mehr inneren Frieden, Gelassenheit und Vertrauen in den Fluss des Lebens zu kultivieren.
Bild zur Meldung: Ana Krach auf Pixabay