Beim Gärtnern in den Frieden kommen
Ein Garten ist mehr als ein Stück beackertes Land. Wer ihn betritt, lässt für eine Weile den Lärm des Alltags hinter sich und taucht in eine andere, friedlichere Welt ein. In sich abgeschlossen und oft von einem Zaun oder einer Grenze “umfriedet”, vermittelt ein Garten Schutz und Sicherheit. Selbst wenn keine sichtbare Einfriedung vorhanden ist, unterscheidet sich der gestaltete Raum durch Beete, Pflanzen und Strukturen von seiner Umgebung.
Doch der Garten ist nicht nur ein abgegrenzter Ort – er ist vor allem lebendig. Pflanzen, Tiere, Insekten, Mikroorganismen und der Mensch selbst gestalten ihn gemeinsam. Hier finden alle Wesen Nahrung, Wasser, Schatten, Licht und Möglichkeiten zu sein. Singen, Summen, Schwirren, Fliegen, Flattern, Kriechen. Ein Salamander bei einem Bad in der Sonne, eine Hummel beim Bestäuben, Vögel in den Baumwipfeln, und wir Menschen beim Graben, Jäten und Ernten: Im Garten zeigt sich das Leben als Gemeinschaft. Alles ist miteinander verwoben und erinnert uns daran, dass Frieden nicht aus Abgrenzung allein entsteht, sondern aus dem Zusammenleben.
Seit Jahrhunderten suchen Menschen in der Natur nach Ruhe, Kraft und Besinnung. Besonders in Krisenzeiten wurde der Garten zum Rückzugsort und zur Quelle von Hoffnung. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden Gartenbewegungen, die eine Antwort auf Verstädterung und Beschleunigung waren. Damals pflegten vor allem privilegierte Menschen ihre Anlagen, tauschten sich über Pflanzenzucht, exotische Sammlungen und künstlerische Gestaltung aus. Diese Tradition wirkt bis heute nach: Immer wieder wenden wir uns der Natur zu, wenn äußere Unsicherheit wächst – weil sie uns Frieden schenkt.
Was einst wenigen vorbehalten war, ist heute Kulturgut. Öffentliche Parks, Gärten und Naturanlagen laden alle ein, sich mit der Schönheit der Natur zu verbinden, alte Bäume zu bestaunen oder sich an den Farben und Formen der Blumen zu erfreuen. Diese sinnlichen Erfahrungen schenken Freude und Zuversicht – und sie setzen einen Gegenakzent zu einem von Hektik und Reizüberflutung geprägten Alltag. Wer durch eine Allee geht oder unter einer alten Linde sitzt, spürt unmittelbar, wie sich das Herz öffnet und Ruhe einkehrt.
Im eigenen Garten kommt ein weiterer Aspekt hinzu: die unmittelbare Erfahrung durch das eigene Tun. Wer gärtnert, entfaltet Kreativität, begegnet Herausforderungen und wächst daran. Viele Menschen gehen in den Garten, um „den Kopf frei zu bekommen“. Die Arbeit mit den Händen in der Erde fokussiert auf den Moment, negative Gedanken treten zurück, und irgendwann wird der Geist still. Sorgen werden kleiner, während um uns herum alles seiner Bestimmung im Kreislauf folgt: Wachsen und Vergehen, Singen und Summen, Nahrung finden und selbst Nahrung werden. Die großen Zusammenhänge lassen sich hier im Mikrokosmos erkennen.
So zeigt sich: Ein Garten ist mehr als Erde, Pflanzen und Arbeit. Er ist ein Raum des Friedens, der uns lehrt, das Leben in seiner Fülle wahrzunehmen – und darin stilles Glück zu finden.
Bild zur Meldung: dae jeung kim auf Pixabay



















