Ein Weg aus Separation und Zerstörung
Krieg und Frieden, Leben und Tod, Aufbau und Zerstörung - das sind elementare Lebensdynamiken. Vielleicht ist es ein Trost angesichts des gegenwärtigen Weltgeschehens, dass aus Zerstörung immer etwas Neues erwächst. Die Frage ist nur: Gibt es keinen anderen Weg als über das Leiden und Sterben von Menschen und die Vernichtung natürlicher Ressourcen?
Der Mensch ist “Im Grunde gut.” - so der Titel des Buches von Rutger Bregman. Die Geschichte hat gezeigt, dass sich der Homo Sapiens in der Evolution langfristig nur durchsetzen konnte, weil er die Fähigkeit zur Kooperation und zum konstruktiven gemeinschaftlichen Handeln entwickelt hat. Im Gegensatz zu anderen Vorfahren, die zwar körperlich überlegen waren, aber weniger soziale Skills besaßen.
Wie kommt es also dennoch immer wieder zu Krieg und Zerstörung?
Der Ursprung liegt nicht irgendwo da draußen. Er liegt vielmehr dort, wo wir ihn fast nicht sehen können. Weil er uns so nah ist wie kaum etwas anderes. Der Ursprung liegt in der Funktion des menschlichen Verstandes, der auf das Überleben und auf Schmerzvermeidung in einer feindlichen Umwelt programmiert ist. Urteil, Spaltung und Separation sind gedankliche Werkzeuge, die es ermöglichen, etwas getrennt von seiner Umwelt zu betrachten.
There is no such thing as something
(Gregory Bateson)
Das Denken in isolierten Dingen führt zur Illusion von Kontrolle und zur Trennung. Wir zerstückeln Ökosysteme, Ressourcen und auch uns selbst. Wir separieren in “wir” gegen “die”, hier die Guten, Klugen dort die Bösen, Dummen.
Das separierende Denken ist zerstörerisch, wenn wir es absolut setzen und nicht durch eine ganzheitliche Perspektive ergänzen.
Ein Irrtum der Evolution?
Was für einen Sinn könnte es haben, dass die Evolution einen menschlichen Geist hervorbringt, der sich am Ende selbst zerstört?
Zunächst war die Fähigkeit, die Welt in „Dinge“ zu zerlegen, eine Überlebensstrategie. Wer das Raubtier erkennt und einordnen kann, hat bessere Überlebenschancen. Ohne Sprache und analytisches Denken in Abgrenzung hätte der Mensch keine komplexen Zivilisationen und Technologien entwickeln können. Das sehen wir z.B. an indigenen Kulturen, die eine ganzheitliche, verbundene Lebensweise kultiviert und eben keine komplexe technologische Entwicklung vollzogen haben.
Das Lebewesen, das im Kampf gegen seine Umwelt siegt, zerstört sich selbst. (Gregory Bateson)
Den Verstand nehmen wir nicht als Werkzeug wahr, sondern sind damit identifiziert. Wie schnell und automatisch wir separieren und (vor)verurteilen, können wir jeden Tag an uns selbst beobachten, wenn wir anderen Menschen begegnen.
Ob das Experiment der Evolution gut ausgeht, hängt nun davon ab, inwieweit wir es schaffen, uns (wieder) als Teil eines Ganzen wahrzunehmen, uns selbst und die einzelnen Dinge in eine mitfühlende Beziehung zu bringen (Jane Goodall). Unser Verhalten als Teil eines Musters und die dahinter liegende Dynamik zu erkennen. Auf individueller und kollektiver Ebene. Deswegen ist es von großer Bedeutung, dass wir die Verbindung zu uns selbst suchen. Und zu anderen Menschen und der Natur. Nicht nur analytisch denken, sondern wahrnehmen und fühlen. Dass wir uns in Gemeinschaft begeben und das Gemeinwohl im Auge behalten. So gut wie wir es eben gerade können. Jeder einzelne Mensch und jedes Handeln darin macht einen Unterschied.
Bild zur Meldung: StockSnap auf Pixabay



















